"Listening for the-listener": Christoph SchlürenDie neue Kolumne auf the-listener.devon Christoph Schlüren • 24. Januar 2013 Mit großer Freude begrüßt the-listener.de den namhaften Dirigenten, Musiker-Mentoren und Journalisten Christoph Schlüren, der ab sofort in loser Reihenfolge und in Form einer Online-Kolumne ausgewählte CDs aus dem Programm der namhaften Labels für the-listener.de rezensieren wird. Christoph Schlüren studierte von 1981 bis 1996 bei Sergiu Celibidache Dirigieren und Musikalische Phänomenologie, ergänzt durch ein universitäres Studium der Musikwissenschaft, Philosophie und der Geschichte der Naturwissenschaften. Als Leiter des Kammerorchesters „Symphonia Momentum“, als künstlerscher Berater und musikalischer Coach für namhafte Künstler sowie als Mitgründer des engagierten neuen CD-Labels „Aldilà Records“ trägt er aktiv zum Musikgeschehen im deutschsprachigen Raum bei. Zudem ist er einer der einflussreichen Musikautoren unserer Zeit und schreibt für unterschiedliche Fachzeitschriften und Feuilletons sowie wissenschaftliche Fachorgane. (RA) ——————————————————————————————————— „This England“ präsentiert tatsächlich eine Auswahl von Komponisten und Werken, die, was die Popularität und den spezifischen Charakter betrifft, als exemplarisch für die englische Symphonik seit dem Wiedererwachen einer eigenen musikalischen Identität der Insulaner gelten darf. Elgar, Vaughan Williams und Britten, das sind die großen Namen. Und mit der launigen Cockaigne Overture (In London Town), der auf Basis pastoral-modaler Feierlichkeit eines volkstümlichen Sakraltons erwachsenden Fünften Symphonie und den abenteuerlich aufwühlenden Seebildern inklusive Passacaglia aus der zeitlosen Erfolgsoper Peter Grimes sind die drei Meister aufs Vorteilhafteste vertreten und geben so ein beglückendes Porträt-Triptychon des jeweils besten Mainstream der Epoche ab. Als Einstieg in die schattierungsreiche Materie also höchst geeignet, und insofern sehr treffend betitelt: ‚This England’ – warum kompliziert, wenn es auch einfach geht…Es soll also noch einmal unterstrichen sein, dass hier – ganz besonders im Fall Benjamin Britten, wo das vielgesichtige Œuvre alles andere als qualitativ ausgeglichen ist – eine Auswahl getroffen wurde, die jeden der Komponisten von seiner besten Seite beleuchtet und zudem auf sehr typische Art zeigt. Bei Ralph Vaughan Williams‘ 1943 vollendeter Fünfter Symphonie, einem Kriegsdokument mithin, handelt es sich um ein zeitloses Meisterwerk. Drumherum sind zwei im Charakter weit dramatischer aufgipfelnde Symphonien entstanden, zuvor die Dritte war so pastoral wie die Rinder auf den (wunderbaren) Gemälden John Constables. Das Programm (das die CD-Maximallänge fast ausreizt) ist höchst wirkungsvoll zusammengestellt in seinen Kontrasten und dem Weg, den es vom verschmitzten Beginn bis zum existenziell betreffenden Ende durchschreitet. Und nun die Aufführung: Grandios. Das Oregon Symphony Orchestra agiert absolut auf dem selben Level wie die Big Five, um diesen angestaubten Mythos mal wieder aus der Mottenkiste zu zitieren, also besser gesagt: auf bestem amerikanischen Niveau, mit kultivierten Streichern, filigranen und solistisch bezaubernden Holzbläsern und teils wundervoll rundem, in allen Dynamikbereichen immer wieder wunderschön ausgewogenem Blech. Die Aufnahme ist – wie von Pentatone-SACDs wohl kaum anders zu erwarten – vorzüglichst geraten. Wobei es bei exzellent ausgetüftelten Orchesteraufnahmen eigentlich nicht der Wahrheit entspräche, von einem wirklich „natürlichen“ Klangbild zu sprechen – die Holzbläser sind auch hier in einer nicht realistischen Weise in den Vordergrund gerückt, mit der legitimen Maßgabe, alles hörbar zu machen. Und keine Frage: Transparenz und Fülle sind Eigenschaften, die diese Aufnahme auszeichnen. Oregon Symphony Orchestra – Carlos Kalmar |
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