ORGELMUSIK!!!...im weiteren Sinnevon Rainer Aschemeier • 1. Juli 2012 Ich weiß, ich weiß... Ich denke sonst selbst so! Sie haben recht! Und auch wieder nicht… Normalerweise graut auch mir vor solchen Samplern mit klassischer Musik, bei denen sich die ausübenden Musiker irgendeiner Transkription (meistens übrigens schlechte) für das Instrument ihrer Wahl bedienen und die Klassiker in Crossover-Versionen für den Massengeschmack darbieten. Auf mich wirkt das immer etwas wie „musikalisches Popcorn“ – anfangs süßlich, dann schnell geschmacklos. Doch glauben Sie mir: Diese CD ist anders! Das ist durchaus ambitionierte, zuweilen sogar ein wenig unbequeme Musik, die einen „echten“ Hörer erfordert und nicht nur einen bloßen Musikkonsumenten. Gelegentlich ist auch die Nähe zum Jazz unüberhörbar. Orgel der Petrikirche zu Münster (grafisch verfremdet), in der einige der Stücke auf der CD "Mouvements" eingespielt wurden. Foto: CustosEcc/wikimedia commons Mit den Solisten Manfred Wordtmann (seit 1977 Dozent für Saxophon an der renommierten Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster) und Hans-Martin Limberg (ein bekannter Orgel-Solist und Filmmusikkomponist für den Westdeutschen Rundfunk) ist zudem garantiert, dass wir hier exzellente Darbietungen hören können. Keine Frage: Diese CD ist ein kleines Juwel unter der oft genug hirnlosen Fülle von Klassiksamplern. Dieser Sampler ist auch für ambitionierte Klassik-Liebhaber und CD-Sammler mehr als verträglich. Die CD „Mouvements“ ist einfach richtig, richtig gut! Dazu trägt übrigens auch ein überwiegend sehr gelungener Aufnahmeklang bei. Leider hört man aber, dass die vorgetragenen Stücke an insgesamt vier verschiedenen Standorten aufgezeichnet wurden. Das hat Vor- und Nachteile: Man kommt in den Genuss von vier verschiedenen Kirchenorgeln – was für Orgelmusikliebhaber sicher ein Pluspunkt sein dürfte -, man hört aber auch die akustische Andersartigkeit der einzelnen Aufnahmeorte, sodass die CD in sich keinen konsistenten Raumklang bietet. Doch das ist angesichts der vielen anderen Qualitäten dieser Platte ein denkbar kleines Manko. Kommen wir nun zu einer Orgelmusik-CD, mit der auch die schlimmsten Puristen glücklich werden können: Es handelt sich um eine Novität des amerikanischen Mini-Labels „Loft Recordings“. Das Loft-Label ist ein Ableger des vor allem unter Chormusikfans bekannten Gothic-Records-Label. Und wer das kennt, weiß, dass Gothic immer auch für einen besonders guten Aufnahmeklang steht. Das dortige riesenhafte Orgelungetüm, die Perkins & Wells Memorial Organ, erst 2005 erbaut vom US-Orgelbauer C. B. Fisk, erweist sich auf der vorliegenden Einspielung als optimale Kreationsstätte für das Orgelwerk Olivier Messiaens – und ist zumindest deutlich besser gestimmt als viele französischen Groß-Orgeln, die ich auf CD schon zu hören bekam. Zudem ist der Aufnahmeklang nicht nur grandios hochauflösend, nicht zu hallig und vollkommen natürlich, sondern er lässt zudem auf höchst angenehme Weise jenes undefinierbare Rauschen und „Blasen“ im Hintergrund vermissen, welches so vielen Orgelmusikproduktionen leider zu eigen ist. Keine Frage: Diese Orgel-CD gehört zur klanglichen Speerspitze der Orgelmusikproduktionen der letzten Jahre. Der hier zu hörende britische Interpret Colin Andrews ist dem anspruchsvollen Orgelwerk Olivier Messiaens jederzeit gewachsen und besitzt zudem einen individuellen und zumindest mich hochgradig beeindruckenden Interpretationsstil. Doch vergessen wir nicht: Was zählt, sind fast ausschließlich Musik und Sound – und die sind beide erstklassig auf dieser großartigen und in meinen Augen wirklich sensationell guten Veröffentlichung des kleinen Loft-Labels. Jeder Messiaen-Enthusiast ist daher aufgerufen, dieses kleine aber feine Qualitätslabel mit dem Kauf dieser CD zu unterstützen. Sie ist jeden Euro wert! Machen Sie einfach die Augen zu und die Ohren auf! Abschließend noch die genauen Daten für beide CDs: Olivier Messiaen – L’ascension / Messe de la pentecôte Manfredt Wordtmann (Saxophon) – „Mouvements“ |
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