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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

UK-Shooting Stars "The XX" auf Europatour

11. Okober, Botanique, Brüssel

von Frank Castenholz  •  15. Oktober 2009

Das Debütalbum von The XX ist einer der Überraschungserfolge des Jahres 2009. Insbesondere die zwei Singles, „Basic Space“ und „Crystalised“, zeigen die Stärken dieser schwer greifbaren Melange auf: fragile Melodiebögen im schüchternen Duettgesang werden von spärlich-konzentrierten Arrangements aus Gitarre, Bass, Synthies (und viel Luft zum Atmen) getragen, die Assoziationen an britischen Elektro/Wave/Minimalpop der 80er Jahre (von Young Marble Giants bis frühe Depeche Mode) wecken. Die mal mehr, mal weniger präsenten fragmentarischen Beats sind allerdings nur vor dem Hintergrund späterer popmusikalischer Entwicklungen (insbesondere Trip Hop, R’n’B) vorstellbar. Der gesamte Ansatz ist sympathisch, obwohl bzw. gerade weil mich ob des professionellen Ansatzes im Design (Sound wie Optik) die These von den unschuldigen Teenies, die da mal eben ganz unbedarft etwas total frisches und spontanes in ihren Schlafzimmern zusammengebastelt haben, nicht recht überzeugt; das ist schon, bis hin zur „Heroes“-Anverwandlung „VCR“, alles ziemlich ausgefuchst.

Manches auf der LP kommt mir allerdings etwas anämisch vor, da fehlt dann doch gelegentlich die Dynamik oder mal eine überraschende Wendung. Das gemischte Gesangs-Duo erscheint auf Albumlänge auch etwas zu niedlich, die in den Texten und im Vortrag behauptete erotische Spannung ist nicht immer plausibel, „hot like fire“ (so der Titel eines Aaliyah-Covers) ist da nichts, das mag an den gesanglichen Limitierungen von Oliver Sims liegen, vor allem aber an der generell verordneten Dezenz und noblen Blässe. Dem Jungen möchte man manchmal einfach einen starken Kaffee hinstellen.

Bei ihrem Liveauftritt in der kleinen Rotonde des Brüsseler Botanique haben The XX nun allerdings ganze Überzeugungsarbeit geleistet. Das was auf Platte teils etwas zu temperamentlos und gläsern klingt, wirkt live im Quartett griffiger und dynamischer; auch unfertiger, was durchaus positiv zu vermerken ist. Die vier Musiker lassen einen auf der Bühne an einer Art Laborsituation mit diversen Instrumentalzutaten unmittelbar teilhaben und erst im experimentellen Aufeinandertreffen der Elemente entsteht dieser – bei allen Referenzen – doch sehr eigene Sound. Die Synthie-Drums, die nicht vorprogrammiert sind, sondern live gespielt werden, sind recht dominant, teilweise war das Soundsystem den Bässen nicht gewachsen. Die Verwurzelung im 80s-Sound bleibt deutlich erkennbar, der Einfluss von R’n’B tritt allerdings deutlicher zutage. Mit „Teardrops“ von Womack & Womack reihte sich eine wunderbar ausgewählte und stimmig arrangierte Coverversion ohne Reibung unter die Eigenkompositionen.

Die Rotonde war ausverkauft und mit einem überraschend enthusiastischen Publikum vollgepackt, das zwischenzeitlich auch mal (zustimmend) pfiff, johlte, klatschte und schrie – Reaktionen, die aufgrund der durch die LP vornehmlich erzeugten introvertierten Stimmungslage nicht unbedingt zu erhoffen waren.

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