Go to content Go to navigation Go to search

The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Auf Tour und Platte: The Duke Spirit still cut across the land

von Frank Castenholz  •  9. Juni 2008
Photos courtesy of Marine Hardy


Luke Ford (guitar/farfisa), Olly Betts (drums), Liela Moss (vocals/hamonica), Dan Higgins (guitar), nicht auf dem Bild: Toby Butler (bass)

Es gibt diese Bands, gegen die kann man sich lange wehren, man kann von vermeintlichen Freunden aufgedrängte Youtube-Schnipsel ignorieren, die ewiggleichen Rockakkorde und Schwitzposen wittern, fremde Hormone verdächtigen, PJ Harvey für die bessere Songwriterin halten und alles für irgendwie redundant bekannt…
Und dann, das Konzert dauert gerade drei Minuten, haben sie einen doch.

So aktenkundig geworden am 27. Mai in Brüssel. Das Spektakel ereignete sich in einem atmosphärisch maßgeschneiderten Kellergewölbe im Botanique. Auch wenn das Publikum nicht gerade zahlreich erschienen war, ließ es sich die Band nicht nehmen, mit vollem Einsatz Sex und Töne in den Saal zu pumpen. Liela Moss warf sich im schwarzen Catsuit so souverän und stilsicher in Posen, als stände sie auf einer Stadionbühne vor 10.000en. Der Sound war etwas arg laut, derb und basslastig, passend zum Gemäuer, da kamen tatsächlich Assoziationen zu anderen Chris Goss-Produktionen auf – und das ging völlig in Ordnung.

Chris Goss? Der Mann, der einst die psychedelischen Rocker Masters of Reality gründete, als Produzent den brachialen, basslastigen Klang von Kyuss und den Queens of the Stone Age verantwortet und somit zu den Gründervätern des sog. Stoner Rocks zählt, feilte letztes Jahr am Klang des The Duke Spirit -Albums „Neptune“. Und, nach deren unpoliertem, dichten Debüt „Cuts Across The Land“ von 2005 und diversen Singles und EPs schaft es das aktuelle Werk tatsächlich, den hohen Standard zu halten und zugleich eine Weiterentwicklung und Öffnung zu mehr Arrangement, Pop und Finesse zu zeigen, ohne dabei die schwitzige Dringlichkeit und konzentrierte Euphorie der früheren Aufnahmen zu opfern. Melodien, Hooks, Grooves und schneidende Gitarren im Überfluss; Bläser und Klavierläufe mischen sich ungeahnt kongenial mit auf den Punkt gestreuten Feedbacks. Indes: Breitbeinige Rockposen, demonstrative Progessivität, onanierende Soli, metallischer Nackenkater, ironisierende Federungen, Einladungen zu Halluzinogenen, schwarzen Messen oder Suizid, pumpende Fäuste, plumpe Texte oder gröhlfixierte Refrains – Fehlanzeige.

Weder Stoner Rock noch Post-Grunge haben also die Insel infiziert, aber die Popwelt verfügt seit einiger Zeit wieder mal laut und und heimlich über eine spektakuläre, hungrige, gleichermaßen pop- wie punkinformierte, ausstrahlungssatte Arena-fitte Rock Band mit den richtigen Posen und Akkorden für grandiose Alben- und Konzerterlebnisse, ganz ohne Arena freilich. Solange Liela Moss zur Stelle ist, kann PJ Harvey ruhig weiter rock-entkernte Introspektion betreiben.

Stöbern

Verwandtes / Ähnliches:

Archiv

Alle Artikel können im Archiv nachgeschlagen werden. Dort ist auch eine gezielte Suche möglich.